Malerolymp! Das gibt es wirklich: Hier ziehen Berufsschüler und Lehrer hochmotiviert an einem Strang.

Geschrieben von Volker Geyer am

Malerische_Wohnideen - malerolymp

In den Malerklassen der beruflichen Schule in Büdingen/Hessen passieren schon seit 12 Jahren Dinge, die vorher zumindest von mir nicht für möglich gehalten wurden. Das gerade im Handwerksberuf verbreitete Vorurteil „die heutige Jugend ist lustlos und unmotiviert“ wird hier regelrecht aus den Angeln gehoben.

Die Berufschullehrer der Malerklassen Hans-Georg-Lippert, Thomas Meißner und Heiko Engelhard verstehen es ausgezeichnet, ihre Schüler in einen Bann zu ziehen. Der ganz besondere Umgang mit den jungen Menschen und die Lehrmethoden dieser drei Lehrer bewirken Außergewöhnliches.

Schon lange habe ich mir vorgenommen, in meinem Blog darüber zu berichten. Nun habe ich mit den drei Lehrern ein Interview führen können.

 

Meine Frage 1:

Die Berufsschüler der Malerklassen der beruflichen Schule in Büdingen/Hessen verabschieden sich nach ihrer bestandenen Gesellenprüfung mit Wehmut und teilweise mit feuchten Augen von Euch; oft mit langen, festen Umarmungen. Dies habe ich persönlich schon oft miterleben dürfen. Die Schüler und Ihr seid Euch in den drei Jahren Schul- und Ausbildungszeit gegenseitig ans Herz gewachsen. Was ist der Grund dafür?

Lippert-Meißner-Engelhard:

Hier ist sicherlich ein respektvoller, ehrlicher Umgang miteinander zu nennen. Den Schülern das Gefühl zu vermitteln, dass sich jemand für sie einsetzt, sie unterstützt, ihnen zeigt, dass man mit Tugenden wie Fleiß und Zuverlässigkeit einiges erreichen kann. Auch wenn ihre Erfahrungen, ihr Verhältnis zur Schule in der Vergangenheit nicht immer die  Besten gewesen sind.

Zudem ist es wichtig, ein klares Konzept zu haben, dies fördert das gegenseitige Vertrauen Schüler/Lehrer. Wir unterstützen unsere Schüler auch bei nicht schulischen Fragen. Schule / Ausbildung ist ein wichtiger Schritt ins eigene Leben, den haben wir ja selbst alle erlebt. Ergo sollten junge Menschen diesen Weg positiv erleben, um sich und der Gesellschaft verpflichtet zu fühlen. Wir planen während der Ausbildungszeit gemeinsame Aktivitäten: Fahrten zu Firmen, Sport - manchmal Freitagsfußball, externe Prüfungsvorbereitung usw.

 

Frage 2:

Wie sieht der erste Schultag einer Einschulungsklasse bei Euch aus?

Lippert-Meißner-Engelhard:

Der Einschulungstag ist leider relativ langweilig. Es müssen ja zahlreiche Formalitäten (Personalien der Schüler und Betriebe, Schulregeln, …) erledigt werden. Die von uns durchgeführte Einführungswoche hingegen verläuft schon etwas spannender. Hier nehmen wir uns die Zeit, die es benötigt, sich gegenseitig etwas näher kennenzulernen. Ein kleiner Ausflug in die nähere Umgebung, ein spielerisches Miteinander oder erste gestalterische Übungen stehen hier auf der Agenda.

 

Frage 3:

Warum der Begriff Malerolymp? Was ist Sinn und Zweck der Internetseite malerolymp.de?

Lippert-Meißner-Engelhard:

Der Name ist aus einer ursprünglichen Suche nach einer Raumbezeichnung entstanden. Büro klang uns nicht gut genug und im Brainstorming kam dann "Malerolymp" raus. Er klingt gut, ist einzigartig und neu. Das war es uns auch Wert, diesen Namen als Markenname beim Deutschen Patentamt schützen zu lassen.

Der Begriff „Malerolymp“ soll motivationsfördernd dienen. Das Ziel (erfolgreicher Abschluss der Ausbildung) soll in ein würdiges Licht gerückt werden, wenn auch sicherlich auf etwas humoristische Art und Weise. Die Internetseite ist Kommunikationsplattform (Daten, Termine, Schulblockwochen) und Ausstellungsraum gleichermaßen. Das „Dazugehören“ zum Malerolymp, sowie die Möglichkeit eigene, in der Schule durchgeführte Arbeiten Freunden und Verwandten oder auch den Arbeitgebern zeigen zu können, hat sich als sehr lohnend und hilfreich erwiesen.

 

Frage 4:

Gibt es Kontakt zu Absolventen noch Jahre danach? Wenn ja, vielleicht eine Geschichte aus dem Leben dazu.

Lippert-Meißner-Engelhard:

Ja, wir haben selbstverständlich noch Kontakte zu unseren ehemaligen Schülern und ja, es gibt auch sehr schöne Geschichten dazu. Die allerdings sehr vertraut und manchmal auch sehr intim sind. Denn man lernt jeden Schüler über drei Jahre kennen. Wir erleben, wie er sich entwickelt und Probleme zu lösen versucht, bei denen wir -wenn nötig- auch helfen. Somit ist dann auch mit jedem Schüler eine eigene Geschichte verbunden, die man -wie man verstehen kann- auch nur mit der Zustimmung des Einzelnen erzählen kann. Nur so viel: Wir haben schon oft überlegt, ein Buch über das Erlebte zu schreiben. Würde bestimmt eine hohe Auflage erreichen.

Manche ehemaligen Schüler trifft man in der Meisterschule wieder, was uns sehr freut. So haben wir in unseren vergangenen zwölf Jahren, fünfzehn ehemalige Lehrlinge die mit Erfolg ihre Meisterprüfung abgeschlossen haben und teilweise selbstständig sind und ausbilden. Für uns ein großer Erfolg. Zudem sitzen mittlerweile Schüler von damals im Prüfungsausschuss und übernehmen somit Verantwortung.

 

Frage 5:

Gibt es Zahlen, wie die Quote der bestandenen Gesellenprüfungen ist, im Verhältnis zum Landesdurchschnitt?

Lippert-Meißner-Engelhard:

Wir haben vor ein paar Jahren an einem Konzept des HKM (hessisches Kultusministerium) mitgearbeitet, welches sich „Strategisches Ziel 4“ nannte. Hierbei hatten wir Einblick in statistische Daten von Prüfungen. Wir lagen mit unserer Durfall-Quote all diese Jahre unter dem Landesdurchschnitt. Eine Tatsache, die wir mit unserer Arbeit und der stetigen Evaluation des Geleisteten in Verbindung bringen.

(Ende des Interviews)

 

Dankeschön lieber Hans-Georg, lieber Thomas und lieber Heiko für Eure Bereitschaft dieses Interviews. Stellvertretend für die so zahlreichen jungen Menschen, die Ihr hervorragend auf das Leben vorbereitet, habe ich drei Eurer ehemaligen Schüler befragt: Was ist das Besondere an Eurer Berufsschulzeit gewesen?

Dajan Stakic:

"Ich habe mich damals in der Berufsschule pudelwohl gefühlt. Die Lehrer Herr Lippert, Herr Engelhard und Herr Meißner haben sehr viel Wert auf ein menschliches Miteinander gelegt. Der Unterricht war kurzweilig und abwechslungsreich, manchmal wurden sogar Spiele in den Unterricht eingebaut. Schüler mit Lernschwierigkeiten wurden von den Lehrern immer an die Hand genommen und herangeführt."

Dennis Neumann:

"Was mir besonders gefallen hat, die Lehrer sind Praktiker vom Fach und sie unterhalten sich mit den Schülern auf Augenhöhe, fast kumpelhaft. Sie legen großen Wert auf Teamarbeit und Teamfähigkeit. Dazu wurden auch immer wieder Übungen und Spiele durchgeführt."

Florian Geyer:

"Einen Klassenzusammenhalt wie in meiner Malerausbildung habe ich vorher nie kennen gelernt. Das war ein klarer Verdienst der Lehrer Lippert, Meißner und Engelhard. Drei ganz besondere Lehrer die das Ziel haben, aus jedem einzelnen Auszubildenden das maximale herauszuholen. Der Teamgedanke stand dabei immer im Vordergrund. Außergewöhnlich war für mich auch die mehrtägige Prüfungsvorbereitungsfahrt. Hier haben alle drei Lehrer mit den angehenden Prüflingen den ganzen Tag über gelernt und abends hat man mit ihnen beim Bierchen zusammen gesessen und geplaudert. Alles völlig auf Augenhöhe und distanzlos."

http://www.malerolymp.de/

 

Bilder der ersten Berufsschulwoche:

Kennenlernen und Förderung der Teamfähigkeit stehen in den ersten Tagen im Vordergrund.

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Malerische_Wohnideen - malerolymp bild3

Mich persönlich beeindruckt die Einstellung und die Vorgehensweisen dieser drei Lehrer schon seit vielen Jahren sehr. Die Ergebnisse sprechen für sich. Man stelle sich vor, mit dieser Leidenschaft, diesem Engegament und dieser Einstellung würden alle Schüler in Deutschland geführt und ausgebildet ... 

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